So gut wie immer spielten früher beim Dorftanz auf dem Land Live-Kapellen. Eine Tanzrunde bestand aus 3 bis 4 Titeln, dann erfolgte eine kurze Pause und danach begann die nächste Tanzrunde. Später gab es eine ca. halbstündige Pause. Hier sollte man damals schon seinen Tanzpartner bzw. Partner des Abends ausgewählt haben. Da es in dieser Richtung damals beim Tanz auf dem Lande recht schnell zur Sache ging, war dann auch zwischen 00:00 Uhr und 01:00 Uhr, aber spätestens um 02:00 Uhr der Tanzabend beendet.
Die Tanzkapelle baute Ihre mehr oder meist weniger umfangreiche Technik ab und die Leute bewegten sich mehr oder auch vereinzelt weniger friedlich nach Hause. Die große Überzahl der Tanzgäste kamen und gingen zu Fuß, sehr viele besonders aus den Nachbarorten kamen mit dem Fahrrad zum Tanzabend. In besseren Tanzgaststätten konnte man sein Fahrrad gegen einen kleinen Geldbetrag zur gesicherten Aufbewahrung geben. Natürlich gab es so gut wie immer eine (kostenpflichtige) Garderobenaufbewahrung. Bedingt durch das damals rechtzeitige Ende der Tanzveranstaltungen und trotz recht vieler Biere und sonstiger alkoholischer Getränke in Verbindung mit dem Fußweg oder per Fahrrad nach Hause bzw. in Richtung Schlafplatz war man mindestens bis zum Sonntagmittag wieder fitt für das normale Leben.
Für die damaligen Tanzveranstaltungen fand man immer irgend einen Namen: Frühlingsfest, Frühlingsball, Ostertanz, Osterball, Tanz in den Mai, Pfingsttanz, Sommernachtsball, Kirmes, Erntefest, Erntedankfest, Herbstball, Herbstfest, Feuerwehrball, Oktoberfest, Tanz unter dem Weihnachtsbaum, Silvestertanz oder ganz einfach Familientanz oder Tanz für Jung und Alt oder Tanz am Wochenende. Die damaligen Tanzveranstaltungen waren wirkliche Familientanzveranstaltungen. Viele Tanzsäle hatten erreichbar über seitliche Treppen oben eine Brüstung bzw. einen Rundgang, eine Art Balkon, eine Empore. Das war der sogenannte Drachenfelsen besonders für die alten Damen des Ortes. Von hier aus beobachteten Sie das Treiben und die Paarung der Jugend. Die nicht mehr so jungen Männer hielten sich oft in der Gaststube vor dem Tanzsaal auf und tranken hier Ihre Biere wie an normalen Tagen ohne Tanzveranstaltung und beobachteten das Rein und Raus vom Tanzsaal durch die Gaststube an die frische Luft. Erwähnt soll hier noch werden, dass Leute unter 18 Jahre gegen 22:00 Uhr den Tanzsaal und die Gaststätte theoretisch zu verlassen hatten. In der Praxis sah das oft anders aus.
Außer den Veranstaltungen mit einem Namen oder aus einem Anlass widmeten sich aber schon damals ausgewählte Gaststätten mit Saalbetrieb dem regelmäßigen Tanzbetrieb. Bekannte und weniger bekannte Musikgruppen zogen so übers Land durch die Tanzsäle und ließen hier so richtig Dampf ab. Diese damals jungen Musikgruppen lockten natürlich auch Ihre Fans an. So wurde manch tristes Dorfleben, aber auch hier wieder für die ganze Familie, für ein Wochenende zum besonderen Erlebnis. Sehr geehrte Besucher des Portals und der Seiten Familientanz und Dorftanz. Bitte berichten auch Sie über Tanzveranstaltungen in früheren Jahren ganz einfach per E-Mail an den Webmaster ralph.kaestner@web.de.
Nicht verwechseln sollte man den damaligen und heutigen Dorftanz und Familientanz für Jung und Alt mit einer heutigen sogenannten Bauerndisco. Als Bauerndisco bezeichnet man abwertend eine heutige Großraumdisco im ländlichen Bereich. Der Großraum ist oft das örtliche Dorfgemeinschaftshaus mit einer recht niedrigen Decke. Eine Bauerndisco ist meist die einzige Abwechslung im ländlichen Einerlei. Gäste aus Großstädten fällt es oft schwer, sich in das schwitzige Geschehen einer Bauerndisco einzufügen. |
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